Stadion města Plzně (Štruncovy sady), Plzeň   2 comments

Donnerstag, 16.02.2012, 19:00 Uhr
Stadion Štruncovy sady, Plzeň
FC Viktoria Plzeň – FC Schalke 04 1:1 (1:0)

Fassungsvermögen: 13.000 Zuschauer

Das Schalker Sechzehntelfinallos im Uefa Cup oder der UEFA EUROPA LEAGUE, wie der Wettbewerb nach der Reform zum Ligawettbewerb seit einigen Jahren genannt wird, sollte mich in die Tschechische Republik verschlagen. Genauer gesagt in die Stadt Pilsen, die sicherlich mehr Bekanntheit durch ihr Bier erlangt hat als durch ihren Fußballclub. Diese Tatsache und ein Blick auf die Bierpreise sorgte in den Reihen der Schalker Fangemeinde für einige funkelnde Augen. So machten sich dann rund 600 Schalker mit Karten plus zahlreiche Kartenlose auf den Weg zum Pilsener.

Im Vorfeld der Partie sorgten allerdings nicht mehr allein die Bierpreise für Furore unter den Anhängern, sondern vor allem die von den Pilsenern erhobenen Eintrittspreise. Eine Karte im Gästeblock sollte preislich jenseits der 100 Euro kosten. Letztlich landete der Preis für ein Billett, durch die Bemühungen der Schalker Verantwortlichen einen fairen Preis auszuhandeln, bei rund der Hälfte. Da hat möglicherweise ein Verein Bedarf seinen Stadionumbau nachträglich zu finanzieren, denn die Heimspielstätte des amtierenden tschechischen Meisters wurde umfassend umgebaut. Lediglich die Haupttribüne ist noch in ihrer ursprünglichen Form erhalten.

Ein Blick zurück zeigt, dass das Stadion in der Vergangenheit einiges einstecken musste. Im Jahr 2002 wurde die Spielstätte durch Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen. Danach fand eine umfassende Rekonstruktion statt, die das Fassungsvermögen des Stadions von über 20.000 auf rund 7.500 herabsetzte. Erst durch dem Umbau im Jahr 2011 erhielt das Stadion – Anfang dieses Jahres – von der UEFA die Lizenz Europapokalspiele austragen zu dürfen. Bislang mussten die Pilsener für ihre internationalen Matches in das Stadion Eden (Synot Tip Aréna), Zuhause von Slavia Prag, ausweichen.

Je größer war natürlich die Vorfreude ein frisch renoviertes Stadion in einer Stadt zu besuchen, in der man ohne Schalke höchstwahrscheinlich nicht in naher Zukunft gekommen wäre. Also Mittwochabend die sieben Sachen gepackt und per ICE-Fernweh-Ticket in Richtung Süddeutschland gedüst. Von dort ging es dann mit einer Autobesatzung früh am morgen über Nürnberg in Richtung tschechische Grenze. War bis hierhin alles vollkommen ohne Komplikationen verlaufen, von den üblichen Absagen (Haustier verstorben, Zwischenprüfung, etc. p.p.) einmal abgesehen, sollte nun die Bundespolizei auf die Idee kommen eine umfassende Grenzkontrolle durchzuführen. Natürlich wurde auch unser Auto durchsucht, irgendetwas Verbotenes oder „typische Fanutensilien wie Pyrotechnik“ fand man zur Enttäuschung der Beamten nicht. Dennoch ließ man sich nicht lumpen uns eine Ansprache zu halten…

Total eingeschüchtert und ruhig erreichten wir dann auch irgendwann – ein großer Transporter beladen mit Autos lag quer auf der Straße und versperrte die Autobahn – die Stadt Pilsen. Dort wurden schnell die Sachen ins Hotel verfrachtet bevor es zu einer ersten Besichtigungstour durch Pilsen ging. Der erste Eindruck war durchaus positiv, eine relativ kompakte Innenstadt mit verschiedensten Lokalitäten und ein schöner Dom in direkter Nähe zum Stadion. Keine langen Fußmärsche, alles einen Steinwurf voneinander entfernt, besser kann es kaum kommen und so wurde von uns kurzerhand der Entschluss gefasst das Stadion zu besichtigen. Ohne Probleme konnten wir einmal rund um das Stadion laufen und auch die alte Tribüne hinter der heutigen Gegentribüne begutachten. Früher fanden viele Leichtathletikveranstaltungen im Stadion statt, nun ist es durch den Umbau, wie so viele andere Stadien auch, zu einem reinen Fußballstadion geworden.

Im Jahr 1972 fand das bislang einzige Länderspiel der tschechischen Nationalmannschaft im Oval des ehemaligen Stadion města Plzně statt. Vielleicht wird das Stadion ja demnächst wieder ein Spiel der Nationalelf zu Gesicht bekommen. Verdient hätte die inzwischen nach einem Sponsor benannten „Doosan Arena“ (auch das ist leider modern) es sicherlich, denn nicht nur der erhaltene Flutlichtmast neben der Haupttribüne strahlt einen gewissen Scharm aus, sondern auch die mit rund 7.000 Sitzplätzen bestückte Tribüne selbst. Nachdem unser Weg weiter ging zum Nachwuchsfreundschaftsspiel, dem ebenfalls ein Bericht gewidmet wurde, ging es nach einem bekömmlichen Menü in einem der zahlreichen gutbürgerlichen Lokale der Stadt wieder zurück zur St.-Bartholomäus-Kathedrale, auf deren Platz sich um 16:30 Uhr ein großer Teil der Schalker Fanszene sammelte, um gemeinsam zum Stadion zu laufen.

Von der Pilsener Fanszene konnte man rund um das Stadion einige simple Reviermarkierungen der Gruppen Service Squad und Ultras Side beäugen. Zum Spiel gegen Schalke rief ein Teil der Fans zu einem Boykott auf. Die hohen Preise sind für viele Tschechen nicht zu stemmen und so zeigte sich dies auch am Bild im Stadion (keine Zaunfahnen oder erkennbare Präsenz) und an der Zuschauerzahl von 11.435 Zuschauern (nicht ausverkauft). Allgemein schienen die Besucher im Stadion eher der gehobeneren Klasse zugehörig. Zieht man den Unterschied zu gewöhnlichen Ligaspielen (150 Koruna česká/6 Euro) in Betracht ist dies absolut kein Wunder. Berührungspunkte zwischen beiden Parteien blieben zum größten Teil aus, auch wenn Gerüchten zu Folge die sportliche Fraktion der Pilsener auf der Suche nach Gegnern war.

Im Stadion konnte man den Anhang von Viktoria später einige Male vernehmen, dieser schien allerdings ohne treibende Kraft zu sein. Im Gästeblock wurden alle bekannten Zaunfahnen der Schalker Fanszene aufgehangen. Neben einer Trommel fand auch ein Megaphon den Weg in den Block. Leider erlaubte Viktoria kein weiteres Tifo für uns Schalker. Zum Einlauf der Mannschaften brannte es für wenige Sekunden in einer Ecke des Blocks, hier muss man allerdings eher von einer Sparflamme reden als von 1000 Feuern. Der Stimmungskern verteilte sich auf die unteren Reihen des Blocks, der durch das niedrige Dach eine hervorragende Akustik aufwies. Die Stimmung lässt sich aus dem Block heraus schwer beurteilen, war jedoch wie die Leistung der Eurofighter, mit Sicherheit verbesserungswürdig. Durch den 1:1-Ausgleich durch den „Hunter“ warte man sich zumindest gute Chancen um im Rückspiel in die nächste Runde einzuziehen, sodass einem feuchtfröhlichen Abend nichts mehr im Wege stand.

Veröffentlicht 20. Februar 2012 von stadionkult in Berichte, Neuigkeiten

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2 Antworten zu “Stadion města Plzně (Štruncovy sady), Plzeň

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  1. Netter Post, ich komme auf jeden fall oefter

  2. weisst du noch wie der gästeblock heisst?

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